Bankberater sind oft die erste Anlaufstelle, wenn es um Geldanlage und Finanzprodukte geht. Doch trotz jahrelanger Schulungen und vermeintlich tiefem Fachwissen empfehlen sie ihren Kunden selten die besten und kostengünstigsten Produkte am Markt. Warum ist das so? Welchen Einfluss haben Provisionen, Bankinteressen und Produktstrukturen auf die Beratungsqualität? Dieses umfangreiche Thema beleuchtet die Mechanismen hinter der Produktwahl von Bankberatern am Beispiel bedeutender Institute wie der Deutsche Bank, Commerzbank, Unicredit, DZ Bank, KfW Bank, Allianz, Bausparkasse Schwäbisch Hall, LBBW, Raiffeisenbank und Volksbank. Dabei wird deutlich, wie stark der Interessenkonflikt die Anlageentscheidungen der Kunden prägt und warum unabhängige Beratung oft die bessere Alternative darstellt.
Wie Provisionen das Verhalten von Bankberatern bei der Produktempfehlung beeinflussen
Bankberater stehen in einem Spannungsfeld zwischen den Interessen der Bank und den Bedürfnissen der Kunden. Ein wesentlicher Treiber für die Produktwahl sind die unterschiedlich hohen Provisionen, die Banken für verschiedene Produkte erhalten. Während kostengünstige Indexfonds wie ETFs oft kaum oder gar keine Provisionen generieren, sind aktive Fonds und Versicherungsprodukte lukrativ für Banken, da sie hohe Abschluss- und Bestandsprovisionen ausschütten.
Diese Vergütungsstrukturen führen dazu, dass Berater primär hauseigene oder provisionsstarke Produkte verkaufen. Zum Beispiel bevorzugen Institute wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank ihre eigenen Fondsgesellschaften und deren Produkte, obwohl günstigere Alternativen am Markt verfügbar sind. Die Unicredit und DZ Bank zeigen ähnliche Muster.
Provisionen und ihre Wirkung auf die Produktauswahl
- Abschlussprovision: Ein prozentualer Anteil der Anlagesumme, der beim Produktverkauf sofort an die Bank und Berater fließt. Beispielsweise bei einem Fondsverkauf können das fünf Prozent oder mehr sein.
- Bestandsprovision: Regelmäßige, jährliche Gebühren, oft im Verwaltungskostenanteil versteckt, die ebenfalls an die Bank zurückfließen. Diese liegen häufig zwischen 0,5 und 2 Prozent.
- Erfolgsprovision: Bei aktiven Fonds wird eine zusätzliche Vergütung gezahlt, wenn die Performance oberhalb eines Zielwertes liegt.
Die Banken profitieren somit langfristig von einer Vielzahl an provisionsstarken Produkten, was in Korrelation mit der Beratungsqualität seitens der Stiftung Warentest steht: 2016 schnitten 13 von 23 geprüften Banken mit mangelhaften Empfehlungen ab, weil oft ungeeignete und teure Produkte verkauft wurden.
Produkttyp | Provision für Bank (%) | Kostenniveau für Anleger (%) | Bevorzugung durch Banken |
---|---|---|---|
Aktive Fonds (Hausbank-Produkte) | 4-6,5 (Ausgabeaufschlag) + 1-2 (Bestandsprovision) | hoch | hoch |
Passive Indexfonds (ETFs) | 0 (meist keine Provision) | niedrig (0,05-0,2) | niedrig |
Versicherungen | hoch (teilweise bis zu 5%) | hoch | hoch |
Diese Mechanismen werden unter anderem von der KfW Bank kritisiert, da sie die Objektivität der Beratung untergraben. Bei Sparkassen oder der Bausparkasse Schwäbisch Hall ist es üblich, bevorzugt hauseigene Finanzprodukte zu empfehlen, um die eigenen Gewinnmargen zu maximieren.

Warum Transparenz in der Bankenberatung so oft fehlt
Die Komplexität von Finanzprodukten trägt maßgeblich dazu bei, dass viele Anleger den Überblick verlieren und sich auf die Empfehlung ihres Bankberaters verlassen. Leider fehlt es häufig an Transparenz, vor allem in Bezug auf Kosten, Provisionen und das Auswahlverfahren der empfohlenen Finanzprodukte.
Die Rolle der Hausbank bei der Produktauswahl
Bankberater sind meist gebunden an die Produktpalette ihrer Institute. Das bedeutet, dass ein Berater bei der Deutschen Bank in der Regel keine Fonds der Commerzbank empfiehlt. Dass dies im Sinne der Kundeninvestmentstrategie ist, wird dabei häufig zweitrangig behandelt.
- Gebundene Beratung: Berater können nur Produkte des eigenen Hauses oder verbundener Partnerbanken vertreiben.
- Fehlende Vergleichsmöglichkeiten: Kunden erhalten damit nicht automatisch den Zugang zu besseren oder günstigeren Produkten anderer Anbieter.
- Versteckte Gebühren: Insgesamt sind die Kosten für Produkte oft nur schwer nachvollziehbar, da sie sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzen.
Beispielsweise gehört die LBBW zu den Banken, die neben ihren eigenen Fonds häufig auch provisionsstarke Versicherungsprodukte vertreiben. Das führt dazu, dass Kunden teils kostspielige Produkte gekauft bekommen, ohne dass Alternativen transparent aufgezeigt werden. Auch Volksbank- und Raiffeisenbank-Berater unterliegen diesem System und empfehlen bevorzugt die Union-Investment-Produkte ihrer Gruppe.
Bank/Institut | Vertriebsfokus | Typische Produkte | Provisionstendenz |
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Deutsche Bank | Hauseigene Fonds | DWS-Fonds, Versicherungen | hoch |
Commerzbank | Eigene und Partnerfonds | Commerzbank Fonds, aktive Fonds | mittel-hoch |
LBBW | Regionale Fonds und Versicherungen | Eigenprodukte, aktive Fonds | hoch |
Volksbank/Raiffeisenbank | Union Investment Fonds | Fondssparpläne, Bausparverträge | hoch |
Diese institutionelle Einbindung erschwert es Kunden, objektive und kostengünstige Produkte zu finden. Die Folge: Anleger zahlen oft unnötig viele Provisionen und Gebühren.
Eigenständige Finanzbildung als effektiver Schutz vor Fehlberatung
Die zunehmende Komplexität der Finanzmärkte und das Undurchsichtige der Bankenprodukte sind ein Grund dafür, dass immer mehr Anleger den Weg zur Eigenkompetenz wählen. Selbst Wissen aufzubauen befähigt Anleger, bessere Anlageentscheidungen zu treffen und Kosten zu minimieren.
Wie man finanzielle Eigenständigkeit entwickelt
- Online-Ressourcen nutzen: Portale wie Modern Wealth oder Videos renommierter Finanz-Youtuber bieten fundiertes Wissen kostenlos.
- Bücher und Seminare: Auch klassische Literatur zur Geldanlage fördert ein besseres Verständnis, zum Beispiel Bücher über ETFs und passive Investments.
- Praktische Erfahrungen sammeln: Einen kleinen Betrag selbst investieren und Erfahrungen sammeln, bevor größere Summen angelegt werden.
- Risikoarme Produkte bevorzugen: Besonders für Einsteiger sind breit diversifizierte ETFs und Anleihen empfehlenswert.
Banken wie die Allianz oder die DZ Bank fördern zwar teilweise die Weiterbildung ihrer Berater, jedoch ist das Ziel meist, durch Kompetenzgewinn mehr provisionsstarke Produkte zu vertreiben. Wer sich unabhängig bildet, kann hingegen seine Finanzen selbstbestimmt und zielgerichtet managen.
Vorteile der Eigeninitiative bei Geldanlage |
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Reduzierte Kosten durch Vermeidung von Provisionen |
Bessere Kontrolle über Produktwahl und Risiko |
Verständnis für Marktmechanismen und Anlagestrategien |
Flexibilität bei der Anpassung des Portfolios |
Diese Fähigkeiten zu entwickeln, ist ein wichtiger Schritt, um das finanzielle Wohlbefinden nachhaltig zu verbessern und sich von eventuellen Interessenskonflikten der Bankberater zu lösen.

Warum ETFs von Bankberatern oft gemieden werden
Exchange Traded Funds (ETFs) sind mittlerweile als kostengünstige und transparente Alternative zu aktiven Fonds bekannt. Dennoch werden sie von Bankberatern häufig nicht empfohlen oder gar aktiv gemieden. Dieses Phänomen hat mehrere Gründe, die sich auf das Geschäftsmodell der Banken und die Vergütungsstrukturen zurückführen lassen.
Gründe für die Zurückhaltung bei ETFs
- Keine oder geringe Provisionen: ETFs generieren kaum Ausgabeaufschläge oder Bestandsprovisionen, was sie für die Banken weniger lukrativ macht.
- Konflikt mit Zielen der Bank: Die Banken bevorzugen meist aktiv verwaltete Fonds, um höhere Gebühren zu erzielen.
- Komplexität der Beratung: Da ETFs meist passiv gemanagt werden und eine Buy-and-Hold-Strategie verfolgen, ist die Beratung im Vergleich zu aktiven Fonds weniger umfangreich und somit weniger profitabel.
- Bessere Transparenz und niedrigere Kosten: ETFs sind für den Kunden nachvollziehbarer, was die Bindung an teure Bankprodukte schwächt.
Diese Faktoren führen dazu, dass viele Bankberater, etwa bei der Raiffeisenbank oder der KfW Bank, zum Nachteil der Kunden eher aktive Fondsprodukte empfehlen. Dabei zeigen Studien klar, dass langfristig ETFs in mehr als 90 Prozent der Fälle besser performen als aktiv verwaltete Fonds. Dies ist immens für Anleger, die auf Kosteneffizienz und nachhaltige Wertentwicklung setzen.
ETFs vs. Aktiv gemanagte Fonds | Eigenschaft | ETFs | Aktive Fonds |
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Kosten | Verwaltungsgebühr | 0,05% – 0,2% | 1,5% – 2,5% |
Provisionen | Ausgabeaufschlag | meist 0% | 4% – 6,5% |
Performance | Langfristige Rendite | In der Regel besser als Markt | Häufig unter Marktniveau |
Liqudität | Marktliquidität | Hoch durch Market Maker | Variabel |
Dennoch bestehen Vorurteile gegenüber ETFs. Einige Berater argumentieren, dass ETFs weniger liquide seien oder nicht den persönlichen Bedürfnissen gerecht würden. Tatsächlich sind ETFs durch Market Maker sehr liquide, und ihre Transparenz sowie niedrige Kosten machen sie für viele Anlegertypen ideal. Das größte Risiko liegt eher darin, dass Berater den Kunden die Vorteile nicht verständlich machen wollen.
FAQ: Wichtige Fragen zu Bankberatern und ihren Produktempfehlungen
- Warum empfehlen Bankberater oft teure Produkte?
Bankberater erhalten höhere Provisionen für aktive Fonds und Versicherungen, was sie motiviert, diese Produkte zu verkaufen, obwohl sie für Anleger teurer sind. - Können Bankberater unabhängig beraten?
Gebundene Berater müssen meist Produkte der eigenen Bank vertreiben, weshalb eine komplett unabhängige Beratung selten möglich ist. - Sind ETFs eine bessere Alternative zu aktiven Fonds?
Studien zeigen, dass ETFs aufgrund niedriger Kosten und breiter Diversifikation langfristig bessere Renditen als viele aktive Fonds erzielen. - Wie erkenne ich eine gute Finanzberatung?
Eine neutrale Beratung stellt Kundenbedürfnisse in den Vordergrund, erläutert transparent Kosten und vergleicht verschiedene Produkttypen. Unabhängige Berater oder Honorarberater bieten oftmals objektivere Empfehlungen. - Was kann ich tun, um mich vor Fehlberatung zu schützen?
Eigenständige Finanzbildung, gezieltes Nachfragen zu Kosten, sowie Einholung von Zweitmeinungen bei unabhängigen Quellen sind wichtige Maßnahmen.